Whitehead-Mannigfaltigkeit

In der Mathematik ist die Whitehead-Mannigfaltigkeit ein Beispiel einer kontrahierbaren 3-Mannigfaltigkeit, die nicht homöomorph zum euklidischen Raum R 3 {\displaystyle \mathbb {R} ^{3}} ist.

J. H. C. Whitehead hatte 1934 einen Beweis der Poincaré-Vermutung veröffentlicht[1], in dem er zunächst bewiesen haben wollte, dass jede kontrahierbare 3-Mannigfaltigkeit homöomorph zum R 3 {\displaystyle \mathbb {R} ^{3}} ist, woraus er die Poincaré-Vermutung (jede einfach zusammenhängende geschlossene 3-Mannigfaltigkeit ist homöomorph zur S 3 {\displaystyle S^{3}} ) erhielt. Im Folgejahr entdeckte er einen Fehler in seinem Beweis und das Beispiel der Whitehead-Mannigfaltigkeit[2]. Diese ist kontrahierbar, aber nicht einfach zusammenhängend im Unendlichen, womit sie nicht homöomorph zum R 3 {\displaystyle \mathbb {R} ^{3}} sein kann und seine erste Behauptung widerlegt.

Konstruktion

Konstruiere eine Folge W i {\displaystyle W_{i}} von in der 3-Sphäre S 3 {\displaystyle S^{3}} eingebetteten Volltori wie folgt.

1. Schritt: W 1 {\displaystyle W_{1}} ist ein unverknoteter Volltorus in S 3 {\displaystyle S^{3}} .

2. Schritt: W 2 {\displaystyle W_{2}} ist in W 1 {\displaystyle W_{1}} so eingebettet, dass der Kern von W 2 {\displaystyle W_{2}} mit dem Meridian von W 1 {\displaystyle W_{1}} eine Whitehead-Verschlingung bildet.

...

i. Schritt: W i + 1 {\displaystyle W_{i+1}} ist in W i {\displaystyle W_{i}} so eingebettet, dass der Kern von W i + 1 {\displaystyle W_{i+1}} mit dem Meridian von W i {\displaystyle W_{i}} eine Whitehead-Verschlingung bildet.

...

Die Whitehead-Mannigfaltigkeit ist das Komplement der Schnittmenge i N W i {\displaystyle \bigcap _{i\in \mathbb {N} }W_{i}} in S 3 {\displaystyle S^{3}} , oder äquivalent die Vereinigungsmenge i N N i {\displaystyle \bigcup _{i\in \mathbb {N} }N_{i}} mit N i = S 3 W i {\displaystyle N_{i}=S^{3}\setminus W_{i}} .

Topologische Eigenschaften

Die Whitehead-Mannigfaltigkeit W {\displaystyle W} ist kontrahierbar und W × R R 4 {\displaystyle W\times \mathbb {R} \cong \mathbb {R} ^{4}} ,

Sie ist nicht einfach zusammenhängend im Unendlichen. Ihre Ein-Punkt-Kompaktifizierung ist der Quotient von S 3 {\displaystyle S^{3}} , wenn alle Punkte aus i N W i {\displaystyle \bigcap _{i\in \mathbb {N} }W_{i}} miteinander identifiziert werden.

Sie ist die Vereinigung zweier Kopien des R 3 {\displaystyle \mathbb {R} ^{3}} , deren Durchschnitt ebenfalls homöomorph zum R 3 {\displaystyle \mathbb {R} ^{3}} ist.[3]

Differentialgeometrie

Die Whitehead-Mannigfaltigkeit trägt keine vollständige Riemannsche Metrik positiver Skalarkrümmung.[4]

Einzelnachweise

  1. J. H. C. Whitehead: Certain theorems about three-dimensional manifolds (I), Quarterly Journal of Mathematics 5, 308–320 (1934)
  2. J. H. C. Whitehead: A certain open manifold whose group is unity, Quarterly Journal of Mathematics 6, 268–279 (1935)
  3. David Gabai: The Whitehead manifold is a union of two Euclidean spaces, Journal of Topology 4, 529–534 (2011)
  4. J. Wang: Contractible 3-manifold and Positive scalar curvature, ArXiv