Vittorio Arrigoni

Vik Arrigoni mit Handala, die Cartoon-Figur von Nadschi al-Ali (einem palästinensische Jungen mit großem runden Kopf, zerschlissene Kleidung und barfüßig, der gegen die israelische Besatzung demonstriert) – Zeichnung des brasilianischen Cartoonisten Carlos Latuff, 2011

Vittorio „Vik“ Arrigoni (* 4. Februar 1975 in Besana in Brianza; † 15. April 2011 in Gaza) war ein italienischer Reporter, Friedensaktivist und aktives Mitglied der pro-palästinensischen Internationalen Solidaritätsbewegung ISM. Er wurde am 14. April von palästinensischen Salafisten entführt und ermordet.

Aktivismus

Nach seinem Abitur in Italien verließ er seine Heimatstadt Bulciago, ein kleines Dorf in der Nähe des Comer Sees, wo seine Mutter, Egidia Beretta, die Bürgermeisterin war. Er begann, als Freiwilliger in der ganzen Welt zu arbeiten (Osteuropa, Südamerika, Afrika und West-Asien). [1] Als Journalist und Mitglied des International Solidarity Movement berichtete er seit dem Jahr 2008 aus dem Gaza-Streifen, auf seinem Blog „Guerrilla Radio“ ebenso wie für die italienische Tageszeitung Il Manifesto, als dessen freier Korrespondent er arbeitete. Im August 2008 versuchte er mit anderen Pazifisten auf dem Schiff "Free Gaza", die israelische Blockade zu brechen. Während des israelischen Angriffs Operation Gegossenes Blei berichtete er im Winter 2008/2009 täglich weiter aus dem Gazastreifen, oft unter Bombardierungen. Er wurde zu einem Chronisten des Krieges.

2009 veröffentlichte er eine Sammlung seiner Reportagen unter dem Titel „Restiamo umani!“ (Lasst uns menschlich bleiben) als Buch. „Mensch bleiben“ hieß das Buch später in einer deutschen Ausgabe.

Entführung und Ermordung

Totenwache in der Kathedrale von Bethlehem zum Gedenken an Vik Arrigoni (links) und an dem Direktor des Theater der Freiheit in Dschenin, Juliano Mer-Chamis

Arrigoni wurde am 14. April 2011 von der palästinensischen islamistisch-salafitischen Gruppe Tawhid wal-Jihad („Tauhīd und Dschihad“) entführt; seine Leiche wurde in einem leerstehenden Haus gefunden. Die Gruppe hatte von der den Gazastreifen kontrollierenden gleichfalls islamistischen Hamas die Freilassung ihres Anführers Hisham Saidani gefordert, der Anfang März inhaftiert worden war. Sicherheitskräfte der Hamas fanden Arrigoni bei einem Zugriff nur drei Stunden nach dessen Entführung als übel zugerichtete Leiche, noch vor Ablauf des Ultimatums. Die Hamas-Regierung des Gaza-Streifens konnte als Täter palästinensische Salafisten ermitteln: Zwei davon wurden bei der Festnahme getötet, zwei andere zu lebenslanger Haft verurteilt. Zwei Mittäter erhielten langjährige Haftstrafen.[2][3]

Rezeption

2011 erschien in deutscher Übersetzung Palästina – Ethnische Säuberung und Widerstand im Zambon-Verlag, ein Buch welches Arrigoni als Hauptautor mit einem Autorenteam verfasste. Das Buch dokumentierte die äußerst brutalen Übergriffe auf Palästinenser, Frauen, Kinder, Alte, seitens israelischer Kräfte und war mit zahlreichen Bildern illustriert.[4]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • GAZA – Mensch bleiben: Dezember 2008 – Juli 2009. Mit einem Vorwort von Ilan Pappe. 1. Auflage. Zambon, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-88975-157-7 (italienisch: Restiamo Umani.). 
  • Palästina – Ethnische Säuberung und Widerstand, Herausgeber: Giuseppe Zambon, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-88975-156-0
Commons: Vittorio Arrigoni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. James Mackenzie: "Dismay and sorrow" in hometown of Italian activist, Reuters, 15 April 2011
  2. Gaza Vittorio Arrigoni murder: Four Palestinians jailed, BBC, 17. September 2012.
  3. Italienischer Aktivist tot im Gazastreifen gefunden, Die Welt, 15. April 2011
  4. Peter Blastenbrei: Leidensgeschichte, Titel-Kulturmagazin, 16. Dezember 2011.
Normdaten (Person): GND: 140237232 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: no2010107742 | VIAF: 123576614 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Arrigoni, Vittorio
ALTERNATIVNAMEN Arrigoni, Vik
KURZBESCHREIBUNG italienischer Autor und Friedensaktivist
GEBURTSDATUM 4. Februar 1975
GEBURTSORT Besana in Brianza
STERBEDATUM 15. April 2011
STERBEORT Gaza (Stadt)