Peter Günther (Radsportler)

Peter Günther (1909)
Günther hinter Heinrich Otto
Grabdenkmal für Peter Günther auf dem Südfriedhof in Köln
Peter-Günther-Weg im Müngersdorfer Sportpark

Peter Günther (* 29. August 1882 in Betzdorf an der Sieg; † 7. Oktober 1918 in Düsseldorf) war ein deutscher Radrennfahrer.

Biographie

Peter Günther wuchs in Betzdorf auf und war von Beruf gelernter Mechaniker. Als er eine Arbeitsstelle bei den Allright-Werken erhielt, zog er nach Köln. Gründer des Unternehmens war der ehemalige Radsportler Georg Sorge. Mit dessen Förderung begann Günther 1901 seine Rennfahrerlaufbahn, zunächst als Amateur-Sprinter. Bei der Kölner Meisterschaft im August 1902 schlug er seinen Lokalrivalen Willy Schmitter, mit dem er auch gemeinsam Tandemrennen fuhr.[1]

Ab 1903 startete Günther als Profi bei den damals lukrativen Steherrennen. Sein Schrittmacher war Heinrich Otto, der bei den Allright-Werken als Meister arbeitete und ihm ein Führungsmotorrad baute. Schon am 7. Juni dieses Jahres kam es bei einem Rennen vor heimischem Publikum auf der Radrennbahn in Köln-Riehl zu einem Sturz, bei dem Günther lebensgefährlich verletzt wurde. Nach mehreren Monaten genas Günther zwar, fuhr jedoch in der Folge Rennen oftmals nur unter Schmerzen und benötigte einen speziell gebauten Sattel. Seitdem betrachtete er die Zahl Sieben als Unglückszahl und er vermied es sogar, am siebenten Tag eines Monats zu trainieren. Diesen Aberglauben überwand er erst mit dem Sieg am 7. Juli 1907 beim Goldpokal von Köln.[2] Im Laufe seiner weiteren Karriere stürzte er noch weitere Male, mindestens zweimal sehr schwer. Auch startete er am 7. Oktober 1913 bei einem Rennen in Köln, bei dem der Rennfahrer Richard Scheuermann und dessen Schrittmacher Gus Lawson ums Leben kamen, er selbst blieb dieses Mal unverletzt.[1]

Günthers anfängliche Freundschaft mit Schmitter wich einer Rivalität; die Kölner Radsportanhänger teilten sich in eine „Schmitter-“ und eine „Günther-Partei“. Die Schrittmacher der beiden Fahrer, die diese Gegnerschaft zusätzlich befeuerten, versuchten beim „Großen Preis vom Rhein“ im Jahre 1904, sich gegenseitig abzudrängen. Fahrer und Schrittmacher stürzten, jedoch blieben alle Beteiligten unverletzt. Die „Schmitter-Partei“, die in der Mehrzahl war, gab anschließend Heinrich Otto die Schuld, und Günther verlor in Köln einige Sympathien. Willy Schmitter verunglückte 1905 bei einem Rennen in Leipzig tödlich.[1]

Dreimal – 1905, 1911 und 1912 – wurde Günther gemeinsam mit Otto deutscher Meister, 1911 (inoffizieller) Weltmeister und 1914 Europameister. 1906 wurde er Zweiter der Deutschen Meisterschaft, 1909 und 1913 Dritter.

59 Siege zwischen 1906 und 1910 machten ihn gemessen am Preisgeld zum dritterfolgreichsten deutschen Fahrer dieser Jahre. 1907 heiratete er seine Frau Wanda (1885–1963). Die Ehe blieb kinderlos. Im Mai 1910 eröffnete er in der Kölner Bischofsgartenstraße 8 das „Café Günther“ (an der Stelle befindet sich heute das „Hotel Mondial“).[1]

Im Ersten Weltkrieg wurde Peter Günther zu einem Kraftfahr-Bataillon einberufen, nach einiger Zeit jedoch beurlaubt, um bei den Kölner Cito-Werken in der Rüstungsproduktion zu arbeiten. Das ermöglichte ihm, weiterhin Rennen zu fahren.

Am 6. Oktober 1918 stürzte Günther auf der Radrennbahn Düsseldorf als seinem Schrittmacher Ullrich der hintere Reifen platzte und starb einen Tag später im Alter von 36 Jahren. Die Zeitschrift Rad-Welt schrieb „[…] der Altmeister der rheinischen Dauerfahrer“ sei „seinem Landsmanne Schmitter in jenes Reich gefolgt, aus dem kein Sterblicher wiederkehrt“.[1]

Nach dem Tod von Günther zog dessen Schrittmacher Heinrich Otto nach Berlin und betrieb dort eine Gaststätte. Er starb sieben Jahre nach Peter Günther.[3]

Gedenken

Im November 1919 wurde über dem Grab von Peter Günther auf dem Kölner Südfriedhof ein Grabstein in Form eines Sarkophags enthüllt, der von dem Bildhauer Franz Brantzky geschaffen worden war. Der Andrang zu der Enthüllung war so groß, dass viele Menschen zu Fuß zurück in die Innenstadt zurückkehren mussten, obwohl zusätzliche Straßenbahnen eingesetzt worden waren. Die Feierlichkeiten schlossen mit einem Requiem in der Kirche St. Aposteln, auch zu Ehren von Schmitter. Günthers Witwe Wanda überlebte ihren Mann um fast 50 Jahre.[1]

In Köln-Müngersdorf erinnert der Peter-Günther-Weg am Radstadion Köln an ihn, in seinem Geburtsort Betzdorf eine Straße. Zudem tragen die Radsportvereine RRC „Günther 1921“ e.V. Köln-Longerich und der RSC 1984 e.V. „Peter Günther“ Betzdorf seinen Namen.

Literatur

  • Fredy Budzinski: Taschen-Radwelt, Berlin 1921.
  • Peter Lindlein: Peter Günther – Radrennfahrer. Ein Weltmeister aus Betzdorf, Digitale Betzdorfer Bibliothek 2006 (Digitalisat; PDF; 1,5 MB).
Commons: Peter Günther – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Peter Günther in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Peter Günther auf cycling4fans.de
  • RRC Günther Longerich 1921 e.V.
  • Renate Franz: Peter Günther. In: Portal Rheinische Geschichte. Abgerufen am 30. September 2018. 

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Renate Franz: Peter Günther. In: rheinische-geschichte.lvr.de. 11. April 2011, abgerufen am 26. Juni 2016. 
  2. Verlag der Radwelt (Hrsg.): Sport-Album der Rad-Welt. Strauss-Verlag, Berlin 1920, S. 84. 
  3. Radsport. Amtliches Organ des BDR. Bielefeld. Nr. 51/1959. S. 8

1892 Oskar Breitling | 1895 Paul Mündner | 1896 Josef Fischer | 1897 Fritz Opel | 1898 Alfred Köcher | 1905, 1911, 1912 Peter Günther | 1906 Anton Huber | 1907, 1908 Thaddäus Robl | 1909 Arthur Stellbrink/Werner Krüger | 1910 Richard Scheuermann | 1913, 1915 Gustav Janke/Werner Krüger | 1914, 1919, 1924 Karl Saldow | 1916–1917 nicht ausgetragen | 1918 Franz Krupkat | 1920, 1921, 1926 Karl Wittig | 1922 Paul Thomas | 1923 Jean Rosellen/Willi Heßlich | 1925 Karl Saldow/Christian Junggeburth | 1927, 1929, 1931 Walter Sawall/Emil Meinhold | 1930 nicht ausgetragen | 1931 Erich Möller/Léon Didier | 1933, 1939 Erich Metze | 1935, 1936, Erich Metze/Maurice Ville | 1934 Erich Metze/Karl Saldow | 1937 Adolf Schön/Jupp Merkens | 1938, 1944 Walter Lohmann | 1939 Erich Metze/Willi Heßlich | 1940 Toni Merkens/Arnulf Meinhold | 1941 Walter Lohmann/Jupp Merkens | 1942, 1950 Erich Bautz/Jupp Merkens | 1943 Walter Lohmann/Arnulf Meinhold | 1946, 1948, 1949 Walter Lohmann/Constant Ceurremans | 1947 Jean Schorn/Jupp Merkens | 1950 Erich Bautz/Jupp Merkens | 1951–1953 Walter Lohmann/Georges Grolimund | 1954 Karl Kittsteiner/Fritz Erdenberger | 1955, 1957 Valentin Petry/Otto Faltin | 1956 Heinz Jakobi/Emile Vandenbosch | 1957 Valentin Petry/Johannes Käb | 1958, 1959 Heinz Jakobi/Kurt Schindler | 1960, Karl-Heinz Marsell/Werner Schmidt | 1961 Karl-Heinz Marsell/August Meuleman | 1963 Karl-Heinz Marsell/Albertus de Graaf | 1962 Joachim Holz/Werner Schmidt | 1964 Horst Staudacher/Werner Schmidt | 1965, 1966 Ehrenfried Rudolph/Otto Faltin | 1968, 1969 Ehrenfried Rudolph/Bruno Walrave | 1970–1974 nicht ausgetragen | 1975 Dieter Kemper/Norbert Koch | 1976 Dieter Kemper/Dieter Durst | 1977 nicht ausgetragen | 1978 wegen Dopings annulliert | 1979 Wilfried Peffgen/Dieter Durst | 1980–1981 nicht ausgetragen | 1982 Werner Betz/Ernst Graf | 1983 nicht ausgetragen | 1984, 1985 Werner Betz/Dieter Durst | 1986–1987 nicht ausgetragen | 1988 Werner Betz | 1989 Torsten Rellensmann/Manfred Schmadtke | 1990, 1991 nicht ausgetragen | 1992 Roland Günther/Dieter Durst | 1993, 1994, 1995 Carsten Podlesch/Dieter Durst | 1996 Torsten Rellensmann/Christian Dippel | 1997 Stefan Schmitz/Manfred Schmadtke | 1998 Carsten Podlesch/Christian Dippel | 1999 Andreas Kappes/Dieter Durst | 2000, 2001, 2002 Carsten Podlesch/Bruno Walrave | 2003, 2004 Stefan Klare/Christian Dippel | 2005, 2006 Carsten Podlesch/Helmut Baur | 2007 Jan Eric Schwarzer/Christian Dippel | 2008 Timo Scholz/Peter Bäuerlein | 2009 Mario Vonhof/Dieter Durst | 2010 Marcel Möbus/Helmut Baur | 2011, 2012, 2013 Florian Fernow/Peter Bäuerlein | 2014, 2015, 2016, 2017 Stefan Schäfer/Peter Bäuerlein | 2018 Franz Schiewer/Gerd Gessler | 2019, 2021 Christoph Schweizer/André Dippel 2020, 2022 Daniel Harnisch/Peter Bäuerlein | 2023 Robert Retschke/Holger Ehnert | 2024 Luca Harter/André Dippel

Deutsche Meister bis 1992 Profis, danach "open". Wenn bekannt, mit Angabe der Schrittmacher

Personendaten
NAME Günther, Peter
KURZBESCHREIBUNG deutscher Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 29. August 1882
GEBURTSORT Betzdorf
STERBEDATUM 7. Oktober 1918
STERBEORT Düsseldorf