Musculus gluteus minimus

Musculus glut(a)eus minimus (Mensch)
Musculus glut(a)eus profundus (Tiere)
Schema der tiefen Hüftmuskulatur
Ursprung
Außenfläche (Facies glut(a)ea) des Darmbeines (Os ilium) zwischen Linea glutaea anterior und inferior
Ansatz
großer Rollhügel (Trochanter major) des Oberschenkelknochens (Femur)
Funktion
Mensch:
  • Zentrierung und Stabilisierung des Hüftgelenks
  • Einwärtsdrehung (Innenrotation) und Abspreizbewegung (Abduktion) des Oberschenkels

Tiere:

  • Streckung (Extension) und Abspreizbewegung
Innervation
Nervus gluteus superior
Spinale Segmente
L4–L5

Der Musculus gluteus minimus (lat. für „kleiner Gesäßmuskel“) ist ein Skelettmuskel der unteren Extremität, genauer der hinteren (dorsalen) Schicht der hinteren Hüftmuskulatur. Er wird vollständig vom mittleren Gesäßmuskel (Musculus gluteus medius) verdeckt.

Da er bei den vierfüßigen Säugetieren recht kräftig ist, wird er hier treffender als tiefer Kruppenmuskel (Musculus glut(a)eus profundus) bezeichnet.

Verlauf

Ursprung des kleinen Gesäßmuskels ist die Fläche (Facies glut(a)ea) der Darmbeinschaufel/Darmbeinflügel (Ala ossis ilium) des Darmbeines (Os ilium) zwischen der vorderen und unteren Glutäenlinie (Linea glut(a)ea anterior und Linea glut(a)ea inferior).

Nach querem Verlauf setzt er kappenförmig seitlich (lateral) am Vorderrand des großen Rollhügels (Trochanter major) des Oberschenkelknochens (Femur) an. Zudem inseriert er in das Lig. iliofemorale.

Funktion

Der Muskel hat im Wesentlichen die gleichen Funktionen wie der Gluteus medius:[1] Er zentriert und stabilisiert das Hüftgelenk. Zudem spreizt er den Oberschenkel im Hüftgelenk zur Seite ab. Beim Gehen und Laufen stabilisiert er zusammen mit dem mittleren Gesäßmuskel (Musculus gluteus medius) das Becken (Pelvis) und verhindert dessen Absinken zur Spielbeinseite. Der vordere Anteil des kleinen Gesäßmuskels dreht den Oberschenkel außerdem nach innen und beugt ihn an, der hintere Anteil hingegen dreht den Oberschenkel nach außen und streckt ihn.

Außerdem spannt der Muskel die Gelenkkapsel des Hüftgelenks (Kapselspanner) an.

Bei den vierfüßigen Säugetieren wirkt der Muskel vorwiegend als Hüftstrecker (Extensor) und Abspreizer (Abduktor).

Lähmung

Bei gleichzeitiger Lähmung des kleinen und mittleren Gesäßmuskels kommt es zum so genannten Watschelgang, d. h. bei jedem Schritt kippt das Becken auf die Spielbeinseite (Trendelenburg-Zeichen). Dieses tritt bei einer Läsion des N. gluteus superior, welche beispielsweise (in seltenen Fällen) nach einer intramuskuläre Injektion oder nach einem operativen Eingriff am Hüftgelenk auftreten kann.

Bilder

  • Ursprung und Ansatz.
    Ursprung und Ansatz.
  • Ursprungsareal des Gluteus minimus an der Darmbeinschaufel.
    Ursprungsareal des Gluteus minimus an der Darmbeinschaufel.
  • Ansatz am Trochanter major.
    Ansatz am Trochanter major.
  • Ansatz am Trochanter minor.
    Ansatz am Trochanter minor.
  • Darstellung des Gluteus minimus, welcher sich kappenförmig um den Trochanter major herumlegt.
    Darstellung des Gluteus minimus, welcher sich kappenförmig um den Trochanter major herumlegt.
  • Ansicht von ventral. Beim anterioren und beim anterior-lateralen Operationszugang zum Hüftgelenk wird der Gluteus minimus durch Haken zur Seite gehalten und somit der Blick ins Hüftgelenk eröffnet. Der Tensor fasciae latae sowie der Gluteus medius sind in dieser Abbildung nicht dargestellt.
    Ansicht von ventral. Beim anterioren und beim anterior-lateralen Operationszugang zum Hüftgelenk wird der Gluteus minimus durch Haken zur Seite gehalten und somit der Blick ins Hüftgelenk eröffnet. Der Tensor fasciae latae sowie der Gluteus medius sind in dieser Abbildung nicht dargestellt.
  • Querschnitt durch das Hüftgelenk.
    Querschnitt durch das Hüftgelenk.

Siehe auch

Commons: Gluteus minimus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Dieter Sasse: CompactLehrbuch Anatomie. Band 2. Schattauer Verlag, 2004, ISBN 978-3-7945-2062-6, S. 137
  • Herwig Hahn von Dorsche, Reinhard Dittel: Anatomie des Bewegungssystems. Neuromedizin, Bad Hersfeld 2006. S. 278.
  • Franz-Viktor Salomon: Muskelgewebe. In: Anatomie für die Tiermedizin. 2. erw. Auflage. Enke Stuttgart, 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 147–234

Einzelnachweise

  1. Adalbert Kapandji: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Übersetzt von Jürgen Koebke (Erstausgabe in 3 Bänden, Ferdinand Enke, 1984). Deutschsprachige Gesamtausgabe durch Stefan Rehart. Thieme, Stuttgart 2016. Band 2, S. 50 – 57, 66 – 69, 74 – 75.