Metzenleiten

Metzenleiten ist ein Gemeindeteil bzw. eine Gnotschaft des Marktes Berchtesgaden im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land.

Geschichte

Maria am Berg

Vermutlich bereits ab Ende des 14. Jahrhunderts war Metzenleiten der 2. Gnotschaftsbezirk der „Urgnotschaft“ Berg im Berchtesgadener Land, das ab 1380 das Kernland der Reichsprälatur Berchtesgaden und der später eigenständigen, reichsunmittelbaren Fürstpropstei Berchtesgaden (1559–1803) bildete.[1] Nach drei kurz hintereinander folgenden Herrschaftswechseln wurden 1810 das Berchtesgadener Land mit seinen Gnotschaften dem Königreich Bayern angegliedert und Berg ab 1812 zur Gemeinde Salzberg. Von 1817 bis 1818 kam Metzenleiten für ein Jahr zur Gemeinde Gern, um dann erneut bis zum 31. Dezember 1971 Ortsteil der Gemeinde Salzberg zu sein. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Salzberg zum 1. Januar 1972 in den Markt Berchtesgaden eingemeindet[2] wodurch ihre Ortsteile bzw. Gnotschaften, darunter Metzenleiten, zum Markt Berchtesgaden kamen.

In den Jahren 1929 bis 1932 errichtete Franz Brandner in Metzenleiten unweit seiner 1921 eröffneten Jugendherberge Seimler auf eigene Kosten und mit Hilfe von Verwandten die kleine Kirche Maria am Berg auf einem Hang des Kiliansberges.[3] !547.6436735513.0202695Lage47.64367313.020269565.

Einzelsiedlungen

Die Gnotschaft Metzenleiten bestand nach der statistischen Übersicht von 1698 aus elf Anwesen, davon zehn ganze Höfe und ein halber Hof, die mit ihren Hausnamen aufgeführt werden. Der halbe Hof war Hornkendl. Der für den Gnotschafterbezirk aufgestellte Gnotschafter war der Bauer von Frey.[1] Das Repertorium des topographischen Atlasblattes von 1841 führt noch die gleichen 11 Einöden auf, mit insgesamt 12 Häusern, z. T. mit Namensvarianten. Nur die Einöde Seidenbühl (Seidenbichllehen) wurde mit zwei Häusern geführt.[4][5] Auf den Rahmenkarten (Flurkarten der Uraufnahme, in diesem Gebiet alle aus dem Jahr 1817)[6] sind die 11 Namen verzeichnet.[7] Auf der aktuellen topographischen Karte dagegen sind drei Namen, Hornhörnl, Ochsenhütten und Votzenbauer nicht mehr zu finden, und auch keine Anwesen (Gebäude) sind an nämlichen Stellen mehr eingezeichnet,[8] und auch auf dem Orthofoto nicht sichtbar bzw. durch Wald bedeckt.[9] Nur eine Diensthütte der Bayerischen Staatsforsten namens Ochshütte[10] ist eingezeichnet, nicht an gleicher Stelle, jedoch in der Nähe: 190 Meter östlich der historischen Ochsenhütte, und nur 60 Meter nordwestlich der Einöde Hornhörnl (Hornkendl), bei !547.6558405513.0283705Lage47.6558413.02837903.

Die Ochsenhütte und das Hornkendllehen waren zwei kleine Anwesen auf der Ostseite der Kneifelspitze, die Mitte des 19. Jahrhunderts wegen Wassermangels aufgegeben wurde, die Ochshütte (sic!) laut Gedenkstein (darauf Ochshüttn) im Jahr 1862. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen dieser Anwesen wurden aufgeforstet und werden heute von den Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet.[11]

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Historischer Atlas
Statist. Übersicht von 1698
Repertorium
des topogr. Atlasblattes
Berchtesgaden von 1841
Uraufnahme
(1817)
Aktuelle Karte Höhe
(m)
WGS84 Bemerkungen
Frey Frey Frey Frei 832 !547.6504405513.020060547° 39′ 01,6″ N, 013° 01′ 12,2″ O47.6504413.02006832 historisch Sitz des Gnotschafters
Heiß oder Hausknecht Hausknecht Hausknecht Hausknecht 737 !547.6465905513.016270547° 38′ 47,7″ N, 013° 00′ 58,6″ O47.6465913.01627738 historisch Halber Hof
Hornkendl Hornhörnl Hornhörnl - 885 !547.6554505513.029200547° 39′ 19,6″ N, 013° 01′ 45,1″ O47.6554513.0292886 abgegangen Mitte 19. Jh., Diensthütte Ochshütte 60 m nordwestlich
Gasperl Kasperl Gasperl Gasperl 923 !547.6535105513.017740547° 39′ 12,6″ N, 013° 01′ 03,9″ O47.6535113.01774919
Kneifl Kneufel Kneufl Kneifel 914 !547.6526505513.014050547° 39′ 09,5″ N, 013° 00′ 50,6″ O47.6526513.01405912 Kneifllehen denkmalgeschützt
Kropfleiten Kropfleite Kropfleiten Kropfleiten 624 !547.6432005513.012300547° 38′ 35,5″ N, 013° 00′ 44,3″ O47.643213.0123624 aktuell 16 Wohngebäude
Marx Marx auch Maivenlehen Marx Marxen 791 !547.6486305513.013250547° 38′ 55,1″ N, 013° 00′ 47,7″ O47.6486313.01325791
Ochsenhütte Ochsenhütte Ochsenhütten - 931 !547.6560205513.025530547° 39′ 21,7″ N, 013° 01′ 31,9″ O47.6560213.02553933 abgegangen im Jahr 1862, nicht mit Ochshütte (Diensthütte) identisch
Seidenbichllehen Seidenbühl Seidenbichl Seidenbichl 664 !547.6446805513.014860547° 38′ 40,8″ N, 013° 00′ 53,5″ O47.6446813.01486665 historisch 2 Anwesen
Votz Votzenbauer Votzenbauer - 885 !547.6518005513.025270547° 39′ 06,5″ N, 013° 01′ 31,0″ O47.651813.02527887 abgegangen
Wolf Wolf Wolf Wolfen 830 !547.6504205513.021830547° 39′ 01,5″ N, 013° 01′ 18,6″ O47.6504213.02183827

Diese Einöden, aus denen die Gnotschaften der historischen Fürstpropstei Berchtesgaden bestehen oder bestanden, wurden in den seit 1877 herausgegebenen amtlichen Ortschaften- bzw. Ortsverzeichnissen Bayerns nicht als eigene Ortschaften bzw. Gemeindeteile geführt, im Gegensatz zu den Einöden aller übrigen Landesteile Bayerns, sondern dort wurden nur die Gnotschaften als quasi zusammengefasste Ortschaften oder Gemeindeteile geführt.[12]

Baudenkmäler

Siehe: Liste der Baudenkmäler in Berchtesgaden#Metzenleiten

  • Metzenleiten in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 8. Mai 2023.

Einzelnachweise

  1. a b Dieter Albrecht: Fürstpropstei Berchtesgaden, München 1954. Kapitel: Gnotschaft Bischofswiesen (Historischer Atlas von Bayern: Altbayern Reihe I Heft 7), S. 26.
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 434. 
  3. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 318.
  4. Repertorium des Topographischen Atlasblattes Berchtesgaden. 1841.
  5. urn:nbn:de:bvb:12-bsb00013442-7 Topographisches Atlasblatt Berchtesgaden
  6. E-Mail-Auskunft [email protected] vom 1. Juli 2020, für die Rahmenkarten SO 24-46, SO 24-47, SO 25-46, SO 25-47, die hier im BayernAtlas aneinanderstoßen
  7. BayernAtlas: Historische Karte
  8. BayernAtlas: Topographische Karte.
  9. BayernAtlas: Luftbild - Beschriftung
  10. Die „FlowerPowerGirls“ auf Baumsuche für Biologieklassenräume
  11. Berchtesgadener Siedlungsgeschichte: Berchtesgadener Land. In: Berchtesgadener Anzeiger, 9. Oktober 2012
  12. Bayerische Landesbibliothek Online: Amtliche Ortschaften-/Ortsverzeichnisse

47.65192777777813.0213611111110Koordinaten: 47° 39′ N, 13° 1′ O

Gemarkungen und Ortsteile von Berchtesgaden

Gemarkung Berchtesgaden: Berchtesgaden | Gemarkung Au: Unterau | Oberau | Resten | Gemarkung Maria Gern: Hintergern | Obergern | Vordergern | Am Etzerschlößl | Gemarkung Salzberg: Anzenbach | Metzenleiten | Mitterbach | Obersalzberg | Untersalzberg I | Untersalzberg II | Gemarkung Eck

Die acht „Urgnotschaften“ und ihre Gnotschaftsbezirke im Berchtesgadener Land
Au (heute Gemarkung Au des Marktes Berchtesgaden)

Unterau • Oberau • Resten

Gern (heute Gemarkung Maria Gern des Marktes Berchtesgaden)

Hintergern • Obergern • Vordergern

Salzberg (heute Gemarkung Salzberg des Marktes Berchtesgaden)

Anzenbach • Metzenleiten • Mitterbach • ObersalzbergUntersalzberg IUntersalzberg II

Bischofswiesen (heute Gemeinde Bischofswiesen)

Loipl • Stanggaß • Strub • Bischofswiesen • Winkl • Engedey

Ettenberg (heute Gemarkung Ettenberg des Marktes Marktschellenberg)

VorderettenbergHinterettenbergSchneefelden (1817–1818) • Schaden (1817–1818)

Scheffau (heute Gemarkung Scheffau des Marktes Marktschellenberg)

Oberstein • Mehlweg (zu Neusieden)Neusieden • Götschen • Unterstein

Ramsau (heute Gemeinde Ramsau bei Berchtesgaden)

Antenbichl • Au • Hintersee (zu Antenbichl) • Schwarzeck • Taubensee

Schönau (heute Gemeinde Schönau am Königssee)

Faselsberg (1817–1978 Gde. Königssee) • Königssee (1817–1978 Gde. Königssee)Hinterschönau • Oberschönau I • Oberschönau II • Schwöb (1817–1978 Gde. Königssee) • Unterschönau I • Unterschönau II

Linke Spalte: Urgnotschaften – heute Gemarkungen bzw. Gemeinden
Rechte Spalte: Gnotschaftsbezirke – heute Gnotschaften bzw. Ortsteile der jeweils links genannten Gemeinde