Kranzprodukt

X

Das Kranzprodukt (engl. wreath product) ist ein Begriff aus der Gruppentheorie und bezeichnet ein spezielles semidirektes Produkt von Gruppen.

Definition

Sind G {\displaystyle G} und J {\displaystyle J} Gruppen und operiert J {\displaystyle J} auf einer Menge Y {\displaystyle Y} , so wird dadurch eine Operation von J {\displaystyle J} auf G Y {\displaystyle G^{Y}} (der Gruppe aller Abbildungen von Y {\displaystyle Y} nach G {\displaystyle G} mit punktweiser Verknüpfung) induziert durch:

j J , f G Y : ( j f ) ( y ) = f ( j 1 y ) {\displaystyle \forall j\in J,f\in G^{Y}:(^{j}f)(y)=f(^{j^{-1}}y)}

Jedes j J {\displaystyle j\in J} definiert auf diese Weise einen Automorphismus von G Y {\displaystyle G^{Y}} .

Somit kann das Kranzprodukt G Y J {\displaystyle G\wr _{Y}J} als das semidirekte Produkt aus G Y {\displaystyle G^{Y}} und J {\displaystyle J} bezüglich ebendieser Operation definiert werden. Manchmal betrachtet man auch das eingeschränkte Kranzprodukt. Dieses erhält man, indem man statt der Gruppe aller Abbildungen von Y {\displaystyle Y} nach G {\displaystyle G} nur die Untergruppe der Abbildungen betrachtet, die fast überall verschwinden.

Eigenschaften

Aus der Definition lässt sich sofort die Kardinalität von Kranzprodukten ableiten: | G Y J | = | G | | Y | | J | {\displaystyle \left|G\wr _{Y}J\right|=\left|G\right|^{\left|Y\right|}\cdot \left|J\right|}

Da jede Gruppe auf sich selbst durch Linksmultiplikation operiert, ist es auch oft so, dass nur das entsprechende Kranzprodukt G J J {\displaystyle G\wr _{J}J} definiert wird. Ebenso üblich ist es, Y als endliche Menge { 1 , . . . , n } {\displaystyle \{1,...,n\}} festzusetzen und für J nur Untergruppen von Sym(n) mit der kanonischen Operation auf Y zuzulassen.

Operationen

Operiert G auf einer Menge X, so wird dadurch und durch die Operation von J auf Y eine Operation von G Y J {\displaystyle G\wr _{Y}J} auf X × Y {\displaystyle X\times Y} induziert:

( x , y ) X × Y , ( f , j ) G Y J : ( f , j ) ( x , y ) := ( f ( j y ) x , j y ) {\displaystyle \forall (x,y)\in X\times Y,(f,j)\in G\wr _{Y}J:^{(f,j)}(x,y):=(^{f(^{j}y)}x,^{j}y)}

Diese Operation ist genau dann treu/transitiv, wenn die Operationen von G auf X und J auf Y treu/transitiv sind.

Gruppenerweiterungen

Ist H eine Erweiterung von N durch Q, so lässt sich H als eine Untergruppe eines Kranzprodukts aus N und Q darstellen. Dies ist vielleicht eine der wichtigsten Eigenschaften von Kranzprodukten, da jede endliche Gruppe durch Erweiterungen einfacher endlicher Gruppen darstellbar ist.

Gegeben ist also eine exakte Sequenz

1 N ι   H π   Q 1 {\displaystyle 1\longrightarrow N\longrightarrow ^{\!\!\!\!\!\!\!\!\!\iota }\ \,H\longrightarrow ^{\!\!\!\!\!\!\!\!\!\pi }\ \,Q\longrightarrow 1}

Außerdem sei eine Abbildung q : H H {\displaystyle q\colon H\to H} gegeben, die g H : q ( g ) ι ( N ) = g ι ( N ) {\displaystyle \forall g\in H:q(g)\iota (N)=g\iota (N)} erfüllt und jedem Element einen festen Repräsentanten seiner jeweiligen Nebenklasse zuordnet. Weiterhin muss gelten g H : q ( g 1 ) = q ( g ) 1 {\displaystyle \forall g\in H:q(g^{-1})=q(g)^{-1}} . (Ist N unendlich, so ist eine solche Funktion möglicherweise nur mit dem Auswahlaxiom zu finden)

Die Einbettung ϕ : H N Q Q {\displaystyle \phi \colon H\hookrightarrow N\wr _{Q}Q} (Q operiert auf sich selbst durch Linksmultiplikation) ist dann gegeben durch:

ϕ ( h ) := ( σ h , π ( h ) ) {\displaystyle \phi (h):=(\sigma _{h},\pi (h))\,}

Hierbei ist σ h : Q N {\displaystyle \sigma _{h}\colon Q\to N} wie folgt definiert:

σ h ( y N ) := ι 1 ( q ( y 1 ) h q ( h 1 y ) ) {\displaystyle \sigma _{h}(yN):=\iota ^{-1}(q(y^{-1})\cdot h\cdot q(h^{-1}y))}

Diese Einbettung geht zurück auf L. Kaloujnine und M. Krasner.[1]

Beispiele

Die p-Sylow-Gruppen der symmetrischen Gruppe S n {\displaystyle S_{n}} lassen sich als iterierte Kranzprodukte zyklischer Gruppen darstellen.

Dazu definiert man rekursiv eine Folge von Gruppen durch W p , 0 := { 1 } {\displaystyle W_{p,0}:=\{1\}} und W p , n + 1 := W p , n Z p Z p {\displaystyle W_{p,n+1}:=W_{p,n}\wr _{\mathbb {Z} _{p}}\mathbb {Z} _{p}} , wobei die Operation von J = Z p {\displaystyle J=\mathbb {Z} _{p}} auf Y = Z p {\displaystyle Y=\mathbb {Z} _{p}} durch Linksmultiplikation gegeben ist.

Stellt man n zur Basis p dar, d. h. als Summe i = 0 k c i p i {\displaystyle \sum _{i=0}^{k}{c_{i}p^{i}}} mit c i { 0 , . . . , p 1 } {\displaystyle c_{i}\in \{0,...,p-1\}} , so sind die p-Sylow-Gruppen von S n {\displaystyle S_{n}} dann isomorph zu i = 0 k W p , i c i {\displaystyle \prod _{i=0}^{k}{W_{p,i}^{c_{i}}}}

Zum Symbol

Die senkrechte Tilde, die für das Kranzprodukt verwendet wird, befindet sich im Unicode-Block Mathematische Operatoren auf Position U+2240[2], in TeX und LaTeX kann es mit \wreath bzw. \wr dargestellt werden.

Literatur

Quellen

  1. "Produit complet des groupes de permutations et probleme d’extension de groupes", L. Kaloujnine, M. Krasner - I, Acta Sci. Math. Szeged, 1950
  2. Unicode Character 'WREATH PRODUCT' (U+2240), fileformat.info