Hermann von Köln

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zu den Erzbischöfen siehe Hermann I. (Köln) und Hermann II. (Köln).

Hermann von Köln (Hermannus Coloniensis, Hermann von Scheda, Hermannus quondam Iudaeus, Juda ben David ha-Levi; * 1107/08; † nach 1181) war ein jüdischer Konvertit und Prämonstratenser-Chorherr.

Um 1107/1108 wurde Juda ben David ha-Levi als Sohn reicher jüdischer Eltern geboren und war schon in frühen Jahren in die Geschäftsangelegenheiten seiner Familie eingebunden. Gegen 1130 half er Bischof Ekbert von Münster (1127–1132) in Mainz mit einem Darlehen aus, bis zu dessen Rückzahlung er ihn zwanzig Wochen lang begleitete. Währenddessen stellte sich ihm auf seinen Wunsch hin der Abt Rupert von Deutz zu einem Disput über ihre verschiedenen Religionen und er erhielt Einblick in die Klostergemeinschaft der Prämonstratenser zu Cappenberg. Um diese Zeit – zwischen 1127 und 1134 – konvertierte er zum christlichen Glauben. Gemeinsam mit einem kleinen Stiefbruder, den er dazu heimlich aus Mainz herbeigeholt hatte, ließ er sich in St. Peter zu Köln taufen, wobei er den Namen Hermann annahm. Daraufhin traten beide als Chorherren ins Kloster Cappenberg ein.

In Cappenberg soll Hermann die in der historischen Forschung umstrittene Autobiografie De conversione sua opusculum verfasst haben, wohl zwischen 1145 und 1150. Darin schildert der Autor – mit Hinweisen auf die Cappenberger Gründungsgeschichte – seine Bekehrung, die sich in anderer Form in der Lebensgeschichte des Grafen Gottfried von Cappenberg, der Vita Godefridi, wiederfindet. Eine gleiche Autorschaft von opusculum und vita wird daher teils angenommen, teils zumindest nicht ausgeschlossen.

Hermann soll vor 1147, wahrscheinlich 1143 erster Propst des neu gegründeten Prämonstratenserklosters Scheda geworden sein; doch wird diese Vermutung in der neueren historischen Forschung weitgehend abgelehnt. Hermann starb nach 1181.

Literatur

  • J. Greven: Die Schrift des Herimannus quondam Judaeus „De conversione sua opusculum“. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein. Band 115, 1929, S. 111–135
  • Peter Hilsch: Die Bekehrungsschrift des Hermannus quondam Iudaeus und die Frage ihrer Authentizität. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 66 (2010), S. 69–91.
  • Hermann von Köln. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 4. Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp. 2166 f. 
  • G. Niemeyer: Die Vitae Godefridi Cappenbergenis. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters. Band 23, 1967, S. 405–467
  • G. Niemeyer und I. Ehlers-Kisseler (Hrsg.): Viten Gottfrieds von Cappenberg. Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum editii 74, Hannover 2005
  • Gerlinde Niemeyer: Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 646 (Digitalisat).
  • Jean-Claude Schmitt: Die Bekehrung Hermanns des Juden. Autobiographie, Geschichte und Fiktion. (zuerst frz. 2003), Stuttgart 2006.
  • Hermannus quondam Iudaeus im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“

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Personendaten
NAME Hermann von Köln
ALTERNATIVNAMEN Hermann von Scheda; Hermannus quondam Iudaeus
KURZBESCHREIBUNG jüdischer Konvertit, Prämonstratenserchorherr
GEBURTSDATUM 1107 oder 1108
STERBEDATUM nach 1181