Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt (Scheyern)

Pfarr- und Benediktinerabteikirche Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt
Blick durchs Langhaus
Chor

Die katholische Pfarr- und Benediktinerabteikirche Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt in Scheyern, einer Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm in Bayern, ist im Kern ein spätromanischer Bau aus dem 12./13. Jahrhundert. Die Kirche wurde als Klosterkirche der Benediktinerabtei Scheyern, des Hausklosters der Wittelsbacher, das bis ins Jahr 1253 als deren Grablege diente, errichtet. Im 16. und 18. Jahrhundert erfuhr die Kirche eine weitgehende Umgestaltung, im 19. Jahrhundert wurde sie reromanisiert. Im Jahr 1980 erfolgte die Erhebung zur Basilica minor. Die Kirche gehört zu den geschützten Baudenkmälern in Bayern.[1]

Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert ist die Kirche im Besitz einer Kreuzreliquie, des Scheyrer Kreuzes. Es wird heute in der Heiligkreuzkapelle aufbewahrt und ist Ziel einer Wallfahrt.[2]

Geschichte

Im Jahr 1119 siedelte Graf Otto V. von Scheyern das 1077 in Bayrischzell gegründete und später nach Fischbachau und Petersberg im Landkreis Dachau verlegte wittelsbachische Hauskloster an der Stelle seiner ehemaligen Stammburg in Scheyern an, die er zugunsten der Burg Wittelsbach verlassen hatte. Um 1127/28 wurde eine Kirche geweiht, die bei Bränden in den Jahren 1171 und 1183 zerstört wurde. In der Folgezeit errichtete man eine neue Kirche, deren Weihe im Jahr 1215 stattfand und die im Kern bis heute erhalten ist. Dieser spätromanische Bau mit Stützenwechsel war zwölf Meter kürzer als die heutige Kirche, besaß eine Westvorhalle und drei Apsiden.

Um 1440/50 baute man an der Stelle der südlichen Apsis, der heutigen Königskapelle, eine zweistöckige Sakristei ein. Zur gleichen Zeit erhöhte man den romanischen Turm, der 1837 durch Friedrich von Gärtner einen neuromanischen Helm erhielt. Von 1768 bis 1770 erfolgte eine Umgestaltung der Kirche im Stil des Spätrokoko. Das Mittelschiff wurde verlängert, die ursprünglich romanischen Fenster wurden birnenförmig erweitert, die Kapellen des nördlichen Seitenschiffs wurden zu einem weiteren Seitenschiff zusammengefügt und die Kirche erhielt eine neue Ausstattung.

Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1803 im Zuge der Säkularisation wurde die Klosterkirche zur neuen Pfarrkirche von Scheyern. Die bisherige Pfarrkirche St. Martin wurde damals abgerissen. In den Jahren 1876 bis 1878 führte man eine Reromanisierung der Kirche durch, sie wurde mit einer neuromanischen Fassade versehen, der Stuck wurde teilweise abgeschlagen und die von Johann Georg Dieffenbrunner geschaffenen Rokokofresken wurden durch themengleiche Bilder im Stil der Nazarener ersetzt.

Architektur

Das dreischiffige Langhaus wird von einer Stichkappentonne überwölbt. Ein Querhaus ist nicht vorhanden. Der dreiseitig geschlossene Chor wird in seiner ganzen Breite vom Hochaltar eingenommen.

Fresken

Deckenausmalung

Die Deckenfresken des Mittelschiffes wurden 1923/24 von Otto Hämmerle ausgeführt. Sie stellen über dem Altarraum die Himmelfahrt und die Krönung Mariens dar, in der Mitte die Verherrlichung des heiligen Benedikts und über der Orgelempore die Auffindung und Erhöhung des Heiligen Kreuzes. Unter der Orgelempore haben sich Freskenfragmente aus dem Jahr 1770 von Johann Georg Dieffenbrunner erhalten.

Stuck

Der Stuckdekor wurde 1768 von dem Wessobrunner Ignaz Finsterwalder geschaffen.

  • Stuckdekor
    Stuckdekor
  • Stuckdekor
    Stuckdekor
  • Stuckdekor
    Stuckdekor

Heiligkreuzkapelle

Kreuzaltar

In der Heiligkreuzkapelle sind noch die ursprünglichen Fresken erhalten, die der aus Schongau stammende und später in Ingolstadt tätige Melchior Buchner (auch Puchner oder Büchner) 1738 geschaffen hat. Sie sollen an den Segen erinnern, der vom Kreuz Christi ausgeht. 1768/69 wurde die Kapelle von Wessobrunner Stuckateuren wie Ignaz Finsterwalder im Stil des frühen Rokoko umgestaltet. Die in den Stuck mit eingearbeiteten Spiegel sollen den göttlichen Glanz versinnbildlichen.

Der Kreuzaltar von 1738 besitzt ein großes Renaissance-Kreuz aus der Zeit um 1600, die Figuren der heiligen Helena und der heiligen Maria Magdalena werden um 1650 datiert. Im Tabernakel wird in einer 1738 von Johann Georg Herkommer geschaffenen Monstranz das Scheyrer Kreuz aufbewahrt.

Weitere Ausstattung

  • Der Hochaltar wurde um 1770 geschaffen. Auf dem Altarblatt von Christian Wink von 1771 ist die Himmelfahrt Mariens dargestellt.
  • Die Figuren des heiligen Bonifatius und des heiligen Erasmus am Choreingang stammen aus der Münchner Frauenkirche und wurden um 1765 in der Werkstatt von Ignaz Günther ausgeführt.
  • Die Madonnenfigur des Marienaltars wird ins Jahr 1467 datiert. Sie stand vermutlich auf dem ehemaligen Hochaltar.
  • Hochaltar
    Hochaltar
  • Heiliger Erasmus
    Heiliger Erasmus
  • Heiliger Bonifatius
    Heiliger Bonifatius
  • Madonna im Strahlenkranz des Marienaltars
    Madonna im Strahlenkranz des Marienaltars

Orgel

Hauptorgel mit Rückpositiv

Glocken

Das fünfstimmige Gussstahlgeläut aus dem Jahre 1947, gestimmt auf g°-b°-des'-fes'-g', musste nach 2008 in Teilen stillgelegt werden. Daraufhin wurde ein neues Großgeläut aus Bronze angeschafft. Eine Glocke des Jahres 1921 und eine Glocke von 1816 wurden in das neue Geläut integriert. Die übrigen Glocken entstanden in der Glockengießerei Rudolf Perner in Passau. Die große Glocke ist die größte Glocke in Bayern.[3]

Nr. Name Gussjahr Ton Gewicht (kg)
1 Christus-Salvator 2009 e°+5 10.100
2 Maria 2009 gis°+4 4.840
3 Benediktus 2009 h°+6 3.340
4 Heilig Kreuz 2009 cis'+4 2.253
5 Martin und Korbinian 1816 fis'+3 710
6 Maria Magdalena 2009 gis'+4 695
7 Josef 1921 ais'+6 370
8 Johannes der Täufer 2009 h'+6 525
9 Schutzengel 2009 cis''+4 427
10 Matthäus 2009 e''+6 237
11 Markus 2009 fis''+4 161
12 Herz Jesu 2009 gis''+3 95
13 Lukas 2009 a''+4 88
14 Johannes 2009 h''+5 79

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern IV: München und Oberbayern. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 2002, ISBN 3-422-03010-7, S. 1073–1075.
  • Jolanda Drexler-Herold, Angelika Wegener-Hüssen: Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band I.19). Karl M. Lipp Verlag, München 1992, ISBN 3-87490-570-5, S. 258–268. 
Commons: Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Kloster & Geschichte. Kloster Scheyern

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste für Scheyern (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer D-1-86-151-11
  2. Hl. Kreuzkapelle. Kloster Scheyern
  3. Glocken. Kloster Scheyern
Basilicae minores in Deutschland

Baden-Württemberg: Unsere Liebe Frau in Konstanz 1955 | St. Martin in Weingarten 1956 | St. Georg in Walldürn 1962 | St. Vitus in Ellwangen 1964 | Mariä Heimsuchung in Birnau 1971 | St. Martin in Ulm-Wiblingen 1993 | St. Georg in Ochsenhausen 2019

Bayern: Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein 1897 | St. Anna in Altötting 1913 | Mariä Himmelfahrt in Ettal 1920 | Dom St. Peter und Georg in Bamberg 1923 | St. Alexander und Theodor in Ottobeuren 1926 | St. Mauritius in Niederalteich 1932 | St. Ulrich und Afra in Augsburg 1937 | Mariä Himmelfahrt in Tuntenhausen 1942 | Heiligste Dreifaltigkeit in Gößweinstein 1948 | St. Peter und Alexander in Aschaffenburg 1958 | Mariä Himmelfahrt in Ingolstadt 1964 | Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg 1964 | St. Emmeram in Regensburg 1964 | St. Michael in Altenstadt 1965 | St. Lorenz in Kempten 1969 | Mariä Himmelfahrt in Waldsassen 1969 | St. Benedikt in Benediktbeuern 1972 | St. Peter in Dillingen 1979 | Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt in Scheyern 1979 | St. Martin in Amberg 1980 | St. Margaretha in Altenmarkt 1982 | St. Jakob in Straubing 1989 | Mariä Heimsuchung in Marienweiher 1993 | Maria Brünnlein in Wemding 1998 | St. Martin in Landshut 2001 | St. Vitus und Deocar in Herrieden 2010

Berlin: St. Johannes in Berlin-Neukölln 1906 | Dom St. Hedwig in Berlin-Mitte 1927 | Maria Rosenkranzkönigin in Berlin-Steglitz 1950

Hessen: St. Marcellinus und Petrus in Seligenstadt 1925 | St. Maria, Petrus und Paulus in Ilbenstadt 1929 | St. Peter in Fritzlar 2004 | St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich 2010

Niedersachsen: St. Godehard in Hildesheim 1963 | Maria Mutter der Sieben Schmerzen in Bethen 1977 | St. Clemens in Hannover 1998 | St. Cyriakus in Duderstadt 2015

Nordrhein-Westfalen: St. Gereon in Köln 1920 | St. Ursula in Köln 1920 | Mariä Himmelfahrt in Kevelaer 1923 | St. Viktor in Xanten 1937 | St. Severin in Köln 1953 | Mariä Heimsuchung in Werl 1953 | St. Martin in Bonn 1956 | St. Potentinus, Felicius und Simplicius in Steinfeld 1960 | St. Aposteln in Köln 1965 | St. Maria im Kapitol in Köln 1965 | St. Suitbertus in Düsseldorf-Kaiserswerth 1967 | St. Lambertus in Düsseldorf 1974 | St. Andreas in Knechtsteden 1974 | St. Vitus in Mönchengladbach 1974 | St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim 1982 | St. Ludgerus in Essen-Werden 1993 | St. Kunibert in Köln 1998 | St. Quirinus in Neuss 2009 | St. Ida in Herzfeld 2011 | St. Laurentius in Wuppertal 2013

Rheinland-Pfalz: St. Matthias in Trier 1920 | Kaiser- und Mariendom in Speyer 1925 | Dom St. Peter in Worms 1925 | St. Maria am See in Maria Laach 1926 | Unsere Liebe Frau in Marienstatt 1927 | St. Martin in Bingen 1930 | St. Salvator in Prüm 1950 | Unsere Liebe Frau in Trier 1951 | St. Paulin in Trier 1958 | St. Kastor in Koblenz 1991 | St. Severus in Boppard 2015

Saarland: St. Wendalinus in St. Wendel 1960 | St. Johann in Saarbrücken 1975

Sachsen: Heilig Kreuz in Wechselburg 2018

Normdaten (Geografikum): GND: 4553427-5 (lobid, OGND, AKS)

48.5029411.45499Koordinaten: 48° 30′ 10,6″ N, 11° 27′ 18″ O